Paraphrase
Für die gestalterische Arbeit ist die Übersetzung oder Umformung einer bestehenden Formulierung von zentraler Bedeutung. Die eigene Position schult und bildet sich am Vorbild. Deshalb setzt dieses Projekt die Paraphrase ins Zentrum: Sie ist Mittel zur Erklärung, Verdeutlichung oder Interpretation eines Sachverhalts, kann als methodisches Konzept der forschenden Herangehensweise im Entwurf nutzbar gemacht werden und generiert zugleich einen wissenschaftlich-künstlerischen Forschungsgegenstand. Das Projekt beginnt mit der Betrachtung und Analyse des Werks der Künstler-Architekten Leonardo Ricci und Leonardo Savioli. Beide wurden vor genau hundert Jahren in Italien geboren. Ihre Bauten zeichnen sich durch ein reiches Formenvokabular und hohe plastische Qualitäten aus. Das Erfahren der Originale vor Ort bildet die Grundlage für die Diskussion potentieller Lesarten, die für eine einzige Erscheinung koexistieren. Jeder Interpretationsstrang führt von Vermutungen zu Konsequenzen für weitere Erarbeitungschritte. Das Projekt resultiert in einem plastischen Objekt, das im Prozess über verschiedene zeichnerische und plastische Werkzeuge, über die Untersuchung in verschiedenen Materialien, Maßstäben und Abstraktionsgraden entwickelt wird. Das Überführen des Originals in immer wieder andere Zustände treibt die Fokussierung auf Ihre individuelle Entwurfsidee voran. Das praktische Untersuchen ist in jeder Entwurfsphase analog und auf 1:1 festgelegt. Für die Abschlussarbeit ist die Konstruktion einer keramischen Großplastik denkbar, ebenso die Übersetzung von Großformen oder Details in Beton. Ziel ist es, abstrakte formal-ästhetische Kriterien in ihrer Analyse und Anwendung sicher zu beherrschen. So eröffnet dieses Projekt eine Draufsicht auf das Entwerfen an sich und befähigt Sie dazu, Zusammenhänge zu behaupten, eine kritische Haltung gegenüber der eigenen entwerfenden Herangehensweise zu etablieren und als eindeutig formuliertes Konzept zu kommunizieren. Die Teilnahme an der Exkursion nach Florenz/Sorgane ist verbindlicher Bestandteil der Veranstaltung. Bitte achten Sie hier auf den ersten Termin am 6.12.2018 um 10:00h, Raum 070.
Abbildung: „Anarchy Architecton“, Jordi Colomer
Beginn:
Mittwoch, den 11. April 2018, 10:00 Uhr
Gebäude 1, Raum U03